LEBEN IN POLEN

Einkaufen: am Sonntag ab nach Polen

Sonntag gleich Ruhetag? Nicht in Polen. Einkaufen ist angesagt.

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Neue Realität in Polen. Schluss mit Einkaufen am Sontag

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Opole. Sonntag. 10.00 Uhr. Vor Karolinka, also dem größten Einkaufszentrum in der Stadt, tummeln sich Menschen herum. Bei Regen und Sonne, bei Schnee und Minusgraden – das Wetter spielt keine Rolle. Grund: Einkaufsbummel. Na klar.

Ja, ja… Wer noch nicht in Polen gewesen ist und sich an die deutsche Realität gewöhnt hat, wird es vielleicht im ersten Augenblick gar nicht glauben, aber es ist wahr.

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7 Tage die Woche, von Montag bis Sonntag, sind in Polen die Geschäfte geöffnet.

Klar, nicht alle und auch nicht so lange, wie an Werktagen oder an einem Samstag, aber an Sonntagen geöffnet haben fast alle.

Vergessen Lebensmittel einzukaufen? Ab nach Lidl oder Biedronka. Neue Hose gebraucht? H&M oder Zara lassen grüßen.

Geldausgeben kann man aber nicht nur bei den „Größen“. Die meisten Tante-Emma-Laden haben auch auf. Die Konkurrenz schläft doch nicht.

Ok, ich gebe es zu. Ich habe auch schon (aus Zeitmangen in der Woche) den einen oder anderen Sonntag beim Einkaufen verbracht. Ich hasse es trotzen. Sonntage sind zum Entspannen da, nicht um bei Lidl an der Kasse zu warten oder neue Schuhe zu suchen.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe Einkaufen. Welche Frau tut es nicht gerne? :) Ich finde aber die Sonntage sind zum Relaxen da. Es ist viel angenehmer den Tag im Freien zu verbringen. Kraft bei Sport zu tanken ober gemütlich auf der Couch zu sitzen und einen interessanten Krimi zu lesen. Oder was findet Ihr, liebe Freunde aus Deutschland? Was haltet ihr von Einkaufen am Sonntag?

Vielleicht ist mein Text bald veraltet. Seit Jahren versuchen verschiedene Regierungen einen Handelsverbot am Sonntag in Polen zu erstellen. Bis heute hat es nicht geklappt. Aber wer weiß, wie es in ein paar Monaten aussieht. Die Welt verändert sich schnell.

Ob ich für einen Handelsverbot am Sonntag bin? Eigentlich nicht. Wir leben in einer freien Gesellschaft. Wird uns zumindest immer erzählt. Jeder sollte für sich entscheiden können, wie er seinen Sonntag verbringen will. Geöffnete Einkaufzentren schaden doch keinen. Die Regierung muss doch nicht in alle Lebenslagen eingreifen. In den USA, also dem Muster eines freien Landes, kaufen die Menschen an jedem Tag der Woche ein und keiner zerbricht sich darüber seinen Kopf.

Arme Verkäufer – werden jetzt manche sagen

Stimmt. Es ist bestimmt nicht leicht, wenn man an einen Sonntag zur Arbeit gehen muss, wenn andere einen entspannten Tag verbringen. Arbeit am Sonntag betrifft aber nicht nur die Handelsbranche. Viele Produktionsfirmen machen am Sonntag nicht zu. Ins Restaurant gehen oder Tanken wollt ihr bestimmt am Sonntag auch? Krankenschwestern und Ärzte dabei nicht vergessen! Die arbeiten sowieso Tag und Nacht! Da sieht die Handelsbranche im Vergleich gleich nicht so schlecht aus.

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Im Handel – in Polen zumindest – arbeiten auch öfters (oder sogar am meisten?) Studenten, welche sich auch Ihren Unterhalt verdienen wollen. Und sie freuen sich, dass sie einen Tag extra zum Geldverdienen haben. Habe ich auch.

Haben die Geschäfte in Polen nie zu?

Doch! An Feiertagen, wie z.B. an Ostern, dem 1. Mai oder an den Weihnachtstagen kann man in Polen auch nicht Einkaufen gehen. Laut Gesetz ist die Arbeit in allen Handelsbetrieben an diesen Tagen verboten, was nur nicht auf Apotheken und Tankstellen zu trifft.

Handel an Feiertagen in Polen ganz verboten? Nichts ist so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Handelsverbot hat auch seine Ausnahmen. An der Kasse können u.a. Eigentümer von Einzelunternehmen, Personen mit Zivilvertrag oder Franchisenehmer stehen. Eine neue House kann also schwer zu finden sein, aber eine Cola kaufen kann man bestimmt.

Upgrade!

Stau am Palmsonntag vor Karolinka. Wie man sehen kann, war am letzten Sonntag vor Ostern die Einfahrt in das „berühmte“ Einkaufszentrum in Opole total voll. Warten war angesagt.

4 Gedanken zu „Einkaufen: am Sonntag ab nach Polen“

  1. Ich erinnere mich noch gerne an meine Jugend.
    Abends ab 18 Uhr und Samstags ab 12 Uhr waren die Geschäfte geschlossen.
    Keiner ist deswegen verhungert oder nackt durch die Gegend gelaufen. Die Familien waren noch das was man Familie nennen konnte.
    Heute erzählen uns diejenigen die daran an irgend einer Art und Weiße verdienen, „wir brauchen“ 24h/365 Tage Ladenöffnungszeiten. Am besten bei gleichbleibenden Verdienst wie es heute schon Gang und Gäbe ist in diesen Bereichen.
    Ich sage JEIN! Wenn solche Geschäfte unbedingt öffnen wollen dann mit zusätzlichen Personal und mit finanziellen übertariflichen Zuschlägen!
    Das kleine Fußvolk darf seine Ruhetage opfern während die besser Verdienenden ihr Wochenende und Feiertage zu Hause verbringen.
    Burnout bei Schulkindern, zerbröckelnde Ehen bei den Erwachsenen … aber immer schön noch ein Stück weiter am Rädchen drehen das uns immer schneller in dieser Konsumgesellschaft hält. Super!
    Ach und wenn die Polen nicht mehr bereit sind zu diesen Dumpinglöhnen zu arbeiten um sich all diesen westlichen „Luxus“ zu gönnen den einem jeden Tag durch die Medien eingetrichtert wird, fängt die Wirtschaft wie im Westen an zu schreien es herrsche „Facharbeitermangel“! Die Zuwanderung von hochbegabten Migranten wird dann frisches Blut auf den Arbeitsmarkt spülen. Lohnsklaverei könnte man das nennen. Wer nichts dafür tut, kurbelt zumindest durch staatliche Hilfsgelder den die restliche arbeitende Bevölkerung die dann keine Zeit mehr damit verbringt sich einen Kopf über das beschissene System zu machen, an Steuern erarbeitet zum Umsatz der Konzerne bei. Der Kreislauf schließt sich.
    Willkommen im Endstadium des Kapitalismus…
    Ach und wenn das alles nicht reicht, muß wieder mal ein Reset her … Die Großeltern erinnern sich ;-)

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    1. Einkaufen an Sonntagen ist immer eine knifflige Angelegenheit. Stimmt, die Welt verändert sich so schnell. Als ich klein war, da waren Einkaufszentren, die so von den Massen geliebt werden, nur in wirklich großen Städten. Noch früher war man glücklich, wenn es irgendwo irgendetwas zu kaufen gab. Ich hoffe aber, dass der „Restart“ nicht wirklich eintrifft. Vielleicht verändert sich noch was zum Gutem ohne eine Revolution :)

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      1. Ich komme mit meiner Frau seit 99 jedes Jahr nach Opole (gebürtig Nähe Turawa) und die Veränderung gen westlicher Werte lassen einen nur Bauklötze staunen.
        Die einst so schönen weitläufigen Felder, Wälder und Wiesen werden brachial da zu Spottpreisen zu haben, zugepflastert mit Konsumtempeln die wie Pilze aus dem Boden sprießen.
        Nicht nur große Geschäfte wie Tesco in Opole oder der Turawa-Park die schon fast am Schließen sind mangels Kundschaft versuchen auch die Innenstädte die selben Probleme die die deutschen Städte haben zu bekämpfen. Die Leute lassen immer weniger Geld liegen da das Internet mit Dumpingpreisen und fachlicher Information einfach trumpft…
        Nunja. wir fahren inzwischen nur noch das Kaufland in der Nähe des Zementwerkes für die Lebensmittel & den Wochenmarkt in der Innenstadt für Obst & Gemüse an, sowie zum bummeln & tanken das Karolinka. (Decathlon ein „muss“ für die Kiddies ;-) )
        Die Innenstadt, die weitläufigen Wege an der Oder und ein abendlicher Besuch des Lichter & Soundspektakels am aw Zamkowy Barlickiego Nähe des Eisstadions sind immer fest im Programm.
        Schmunzelnd stellen wir dennoch immer wieder fest wie zeitverzögert Trends ob positiv oder negativ in Polen Einzug erhalten. So bleibt nur zu hoffen das die Polen die Reißleine rechtzeitig ziehen und nicht weiter kräftig die Fehler der westlichen Länder kopieren.

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      2. Genau, die meisten Einkäufe werden im Internet gemacht. Merkt man auch daran, dass immer mehr Paketdienste angeboten werden. Ist auch viel einfacher und schneller und man muss sich nicht durch die Menschenmassen zwängen :)
        P.S. Es ist so toll zu lesen, dass Sie sich so gut in der Oppelner Region auskennen :) Turawa ist auch so wunderschön :)

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